Libretto mit Skizzen von Arnold Schönberg
1909
Arnold Schönberg Center, Wien
»Schreiben Sie mir doch einen Operntext, Fräulein!« – 1909 wurde in den Kreis um Schönberg durch Karl Kraus und Alexander Zemlinsky die angehende Wiener Ärztin Marie Pappenheim eingeführt, die während ihres Medizinstudiums an der Universität Wien unter dem Pseudonym Maria Heim Gedichte schrieb und in der Niederösterreichischen Sommerfrische in Steinakirchen von Schönberg gebeten wurde, ein Libretto zu verfassen.
In Erwartung des Geliebten begibt sich die Frau auf die Suche und beschreitet Irrwege auf den Stationen von Ungewissheit – Erinnerung – Hoffnung – »illusionärer Verkennung« (Erwin Ringel) – Rationalisierung – Eifersucht – Trauer – und letztlich Sublimierung des Mannes, der lediglich als tote Requisite existiert. Die Tiefe des Waldesszenarios wird zum Projektionsraum von angsttraumatischen Zuständen – Gefahr, Bedrohung, Furcht, Einsamkeit, Grauen, Dunkel – und deutet die subjektive Leidenserfahrung, welche die Frau in vier Szenen zu durchleben hat, naturalistisch um.